Durch Großinvestoren finanziell immer besser ausgestattet und mit einem Konzept, das die Nachteile der Verfügbarkeit eines Mietwagens gegenüber einem Taxi bis an die Grenzen des gesetzlich Erlaubten auszugleichen versucht, greifen die Limousinenservices das Taxigewerbe in unseren Metropolen massiv an. Eigenen Versäumnissen geschuldet (Qualitätsdefizite, insbesondere beim Fahrpersonal) und durch mangelnde Kontrolle und unzureichende Aufzeichnungspflichten der Mietwagen befördert, wächst dieser Markt rasant. Neben car-sharing-Angeboten und Anbietern wie „myTaxi“, die dem Kunden, der ein Taxi bestellen will, auf ihrer Bestellplattform Alternativen anbieten oder ortsfremde Taxen bedienen, ist uns damit ein Ernst zu nehmender Konkurrent erwachsen.

 

 

Dem Bundesverband BZP macht es offenbar keine Sorgen, dass hier gerade im gehobenen Segment Kunden verloren gehen. "Da oben tut es uns nicht weh. Limousinenservices sind für uns keine Konkurrenz." ließ Geschäftsführer Thomas Grätz jedenfalls verlauten. Uns erinnert diese Unbekümmertheit einmal mehr an die Kundenverluste der Vergangenheit, in der Aufträge weggeworfen wurden, von denen danach eine ganze neue Branche profitierte. Oder wie sonst ist der Boom der Kurierdienste in den letzten Jahren zu erklären?

 

Auch die Art und Weise, wie sich die Chauffeurdienste entwickelt haben, liegt in unseren eigenen Fehlern begründet. Prominente und Reiche hatten schon immer ihren ganz speziellen Fahrdienst: Maybach, Rolls Royce, Stretch-Limo. Da bin ich ganz beim Kollegen Grätz: das ist nicht unsere Baustelle. Was aber jetzt geschieht ist, dass wir auf unserem eigenen Spielfeld angegriffen werden. Wer von der Servicequalität eines Großstadttaxis nicht mehr überzeugt ist, der schaut schon einmal nach Alternativen. Zwei Drittel der Blacklane -Kunden sind Geschäftsreisende, die vorher im Taxi Platz genommen haben.

 

Denn genau da setzen die neuen Dienste an: gepflegte Limousinen mit Fahrern im Anzug, die man wie ein Taxi zu sich nach Hause bestellen kann. Mit „Blacklane“ haben Jens Wohltorf und Frank Steuer die erste Limousinen-Service-Vermittlungszentrale gegründet, die den vielen Kleinunternehmern in der Branche eine einheitliche Marke geben soll, so dass sie als Konkurrenz zum Taxengewerbe wahrgenommen wird. Blacklane fungiert als Zentrale für die Bestellung von Limousinen externer Anbieter.

 

Wohltorf: "Wir werden frischen Wind in die verstaubte Personentransportbranche bringen." Auf der Website wird eindeutig unsere Kundschaft beworben: „Vergleichen lohnt sich: Unsere Nettopreise der Business Class liegen ab 11 km fast immer unterhalb der lokalen Taxipreise.“ 

 

Auch „myDriver“ fordert dazu auf: „Vergleichen Sie uns mit Taxipreisen. (…) Weder Wartezeiten am Flughafen …, noch Verspätungen aufgrund ortsunkundiger Taxifahrer. Fahrpreis deutlich unter marktüblichen Limousinen-Tarifen und auf Taxi-Niveau. “

 

Und Blacklane: „Suchen Sie eine hochwertige Alternative zur Taxifahrt? ... Sie werden feststellen, dass unsere Preise nur unwesentlich über den Taxitarifen liegen. Zusätzlich gibt es keine versteckten zusätzlichen Kosten, sogar das Trinkgeld ist bereits in unseren Preisen enthalten.“

 

Irreführend dabei ist: diese Werbung suggeriert, dass bei der Taxifahrt „versteckte zusätzliche Kosten“  entstehen. Gerade in Berlin, wo bei verkehrsbedingten Stopps die Wartezeit nicht berechnet wird, müsste das Gewerbe gegen diese Werbung Sturm laufen. Genauso gegen die Behauptung, unser Fahrpersonal sei „ortsunkundig“.

 

Und Trinkgeld ist kein Teil des Fahrpreises, es ist eine freiwillige Anerkennung des Fahrers durch den Kunden. Und nur für den Fahrer bestimmt. Für unser Fahrpersonal ist das Trinkgeld eine wichtige Einkommenskomponente. Ich gehe nicht davon aus, dass die Blacklane –Fahrer dies im gleichen Maße als Lohn erhalten. Meine Fahrer würden mir den Kopf abreißen, würde ich unsere Kunden auffordern, kein Trinkgeld zu geben.

 

Wohltorf fordert von der Politik, „alle Vorschriften, die Limousinenservices gegenüber Taxen benachteiligen“ abzuschaffen. Er ärgert sich über dieselben Gesetze wie das Taxigewerbe, nur aus einem gänzlich anderen Blickwinkel. Sind wir der Meinung, der Mietwagen sei durch das Personenbeförderungsgesetz (PBefG) nicht deutlich genug von den Funktionen des Taxis im Rahmen des Öffentlichen Personen Nahverkehrs (ÖPNV) abgegrenzt, so will er in den Genuss der wenigen Privilegien des Taxenverkehrs kommen („nach dem Ausstieg des Fahrgastes unverzüglich … Passagiere spontan auf der Straße aufnehmen und … die Taxi-Spuren in den Städten nutzen“), welche durch die uns auferlegten Pflichten (PBefG § 21 Betriebspflicht, § 22 Beförderungspflicht,§ 39 Beförderungsentgelte und –bedingungen) auch nur unserem Gewerbe zustehen.

 

Bei allem Reformbedarf am PBefG: den § 49 „Verkehr mit Mietomnibussen und mit Mietwagen“ sollten unsere Mitbewerber besser streng beachten. „Annahme, Vermittlung und Ausführung von Beförderungsaufträgen, das Bereithalten des Mietwagens sowie Werbung für Mietwagenverkehr dürfen weder allein noch in ihrer Verbindung geeignet sein, zur Verwechslung mit dem Taxenverkehr zu führen.“ 

 

Rechtlich grenzwertig ist für mich nicht nur die Werbung der Konkurrenz, es ist vor allem das Umgehen des PBefG: „Mit Mietwagen dürfen nur Beförderungsaufträge ausgeführt werden, die am Betriebssitz oder in der Wohnung des Unternehmers eingegangen sind. Nach Ausführung des Beförderungsauftrags hat der Mietwagen unverzüglich zum Betriebssitz zurückzukehren, es sei denn, er hat vor der Fahrt von seinem Betriebssitz oder der Wohnung oder während der Fahrt fernmündlich einen neuen Beförderungsauftrages erhalten. Der Eingang des Beförderungsauftrages am Betriebssitz oder in der Wohnung hat der Mietwagenunternehmer buchmäßig zu erfassen und die Aufzeichnung ein Jahr aufzubewahren (§ 49)“. 

 

Ob sich die Vermittlungs-Praxis, für die auf der Website von „myDriver“ geworben wird, mit dem gesetzlichen Rahmen vereinbaren lässt, wage ich zu bezweifeln: „Einfach die myDriver App auf Ihr Smartphone laden (…).Die App zeigt Ihnen alle verfügbaren Fahrer in Ihrer Nähe. (…)Sie bestellen Ihren myDriver Fahrer mit wenigen Klicks“.

 

In diesem Zusammenhang hat unsere Ordnungsbehörden eine hohe Verantwortung gegenüber dem Taxigewerbe und darf nicht nur uns, sondern muss genauso gerade auch diese neue Form des Mietwagengeschäfts streng   kontrollieren. Auch die Politik müssen wir immer wieder vom besonderen Stellenwert des Taxiverkehrs im Rahmen eines funktionierenden ÖPNV überzeugen. 

 

Doch wer überzeugen will, muss überzeugend sein. Unser Plädoyer für eine bessere Ausbildung und eine höhere Qualität unserer Dienstleistung darf nicht ins Leere gehen. Nur eine höhere Bereitschaft, hochwertig auszubilden und verbindliche Standards einzuhalten lässt uns in diesem Konkurrenzkampf gewinnen. 

 

Wir müssen endlich begreifen, „wo der Feind steht“. Blacklane hat sich gerade erst mit frischem Kapital von AWD-Gründer Carsten Maschmeyer sowie den Altinvestoren RI Digital Ventures, B-to-V Partners und Car4You versorgt und der in San Francisco ansässige US-Limousinen-Service „Uber“ ist gerade unter dem Namen „Super“ in Deutschland gestartet, unmittelbar zur Fashion-Week in Berlin. Nach eigenem Bekunden sind sie insbesondere an der Berliner Party- und Kultur-Szene interessiert.

 

Um dem zu begegnen, müssen die einzelnen Akteure im Taxigewerbe partnerschaftlich zusammenarbeiten. Was sich hier zu vernetzen beginnt, haben wir schon lange. Die Funkzentralen, die dafür sorgen, dass unsere Kunden und unsere Taxen zusammenkommen, leisten eine wichtige Arbeit für den Erfolg unseres Geschäftes. Hier Kriegsschauplätze zu eröffnen, ist nicht nur kontraproduktiv, sondern zerstört das Vertrauen, das für die notwendige Zusammenarbeit so dringend gebraucht wird. Wenn jeder in unserem Gewerbe an seinem Platz seine Aufgaben erfüllt, sind wir erfolgreich. 

 

Dass  Unternehmer, Verbände und Funkzentralen diesen Weg gemeinsam gehen und die Konkurrenz nicht zur Übermacht wird, dafür arbeitet auch 2013 

 

Ihr Stephan Berndt.