Schönefelder Taxifahrer: Vorfall bei Modemesse in Selchow.
Taxifahrer zu werden, heißt Dienstleister zu werden. Ein Taxifahrer ist ein gelernter Profi, der sich mit den Straßen und Objekten am Besten auskennt und der mit seinen Fahrgästen und seinen Kollegen fair und respektvoll umgeht. Mann kann natürlich nicht erwarten, dass alle diese Kriterien erfüllen. Aber jeder hätte es gerne.
Die Schönefelder Taxifahrer belehren uns aber eines Besseren, wenn sie versuchen, sich Antworten auf folgende Fragen zu geben:
wie oder wo kann ich in Berlin am Besten Fahrgäste finden, wo mich kein Berliner sieht?
Mit welcher Taxi App muss ich arbeiten, um in Berlin Aufträge zu bekommen... Die Liste ist lang.
Was aber am Schlimmsten ist:
wie kann ich eine TAXIFAHRERIN bedrohen, um zu verhindern, dass sie ihren Fahrgast von der Panorama Modemesse in Selchow wieder mit zurück nach Berlin befördert. Ihr habt richtig gelesen: “Bedrohen“.
LDS – Fahrer bedrohen Berliner Kollegin und bringen sie um ihre Fahreinnahmen.
Nachdem den Berliner Taxen kurz vor Beginn der Berliner Modemesse auf dem privaten Gelände der Messe Berlin in der Gemeinde Selchow das Bereithalten und das Aufnehmen von Fahrgästen durch das Vorgehen der LDS – Behörde verboten worden war, übernahmen dort die „Kollegen“ aus dem Landkreis das Kommando.
Zusätzlich hinderten Sicherheitskräfte von „Securitas“ leer anfahrende Berliner Taxen bereits an der Einfahrt daran, das Messegelände zu befahren. Von einigen Berliner Kollegen, die Besucher zur Messe brachten, hörten wir, dass sie von den Platzhirschen auf das Übelste beschimpft wurden, wenn sie auf dem Gelände anhielten, nur um ihre Fahrgäste aussteigen zu lassen.
Am Abend des letzten Messetages erhielt ich den Anruf von einer Fahrerin eines Mitgliedsbetriebes, in dem sie mir mitteilte, dass sie von LDS - Fahrern massiv bedroht worden sei. Sie war hörbar schockiert und ich lud sie in unsere Geschäftsstelle ein, uns in Ruhe von dem zu erzählen, was sie erlebt hatte. Bei ihrem Besuch schilderte sie uns folgendes.
Am letzten Messetag, am Donnerstag, fährt sie mit ihrem Fahrgast nach Selchow. Der Fahrgast möchte mit Ihr wieder zurück nach BERLIN, da sie sich gut unterhielten und weil er keine Lust hat, mit irgendwelchen Leuten zu fahren, die keine Ortskenntnisse von Berlin haben. Er bittet sie zu warten und will den gesamten Fahrpreis zusammen bezahlen, wenn er in Berlin ankommt. Darauf hin stellt unsere Berliner Kollegin sich auf dem Messe Gelände hin und will warten.
Fehlanzeige, es ist Brandenburger Land und die “Hartfelder“ Taxifahrer zwingen die Berliner TaxiFAHRERIN weg zu fahren. Sofort umringten LDS – Fahrer ihr Taxi und bedrohten sie mit Worten und Gesten. Obwohl sie ihnen erklärte, dass sie besetzt sei und nur auf ihren Kunden warte, der sie gebeten hatte, ihn wieder zurück nach Berlin zu fahren, ließen die wild gewordenen Kutscher nicht von ihr ab. Sie bot auch an, das Taxischild abzunehmen, damit alle sicher gehen konnten, dass sie sich nicht bereit halte. Nein, sie müsse verschwinden, sonst würde man ihr die Luft aus den Reifen lassen. Ihr Geld darf sie auch nicht kassieren.
Zuerst wollte sie die Polizei rufen, bekam aber von Minute zu Minute mehr Angst. „Ich hatte das Gefühl, von wilden Tieren bedroht zu werden. Als Frau bin ich bisher davon ausgegangen, dass meine männlichen Kollegen mir bei Gefahr jederzeit zur Hilfe kommen würden. Jetzt aber wurde ich von einer ganzen Gruppe Taxi fahrender Männer bedroht und beschimpft. Ich hatte große Angst und bin deshalb weg gefahren.“ Für den Hinweg noch kein Geld, eine lohnende, sichere Tour geklaut – beraubt, schockiert und deprimiert fuhr sie zurück nach Berlin. Eine Tour, die in Berlin beginnt und nach kurzer Unterbrechung – wo auch immer – wieder dort hin zurück geht, darf von niemandem verhindert werden, da sie völlig rechtmäßig zu Stande gekommen ist.
Unter kollegialem Verhalten verstehe ich was anderes, allerdings darf man das nur von Kollegen erwarten. Als Mensch würde ich erwarten, dass der Berliner Taxifahrerin zugehört wird und dass man ihr gewährleistet, Ihren Fahrgast wieder nach Berlin zu befördern. Das Normale wäre, ihr einen Kaffee anzubieten. Ich glaube nicht, dass dies zuviel verlangt wäre und man das als Mensch erwarten darf. Gegenüber einer Frau ist dieses Verhalten doppelt beschämend.
Bei dem Gespräch in unserer Geschäftsstelle hatten wir den Eindruck, dass unsere liebe Kollegin noch immer unter Schock stand. Eine Frau und Mutter, die man als Mann mit höchstem Respekt zu behandeln hat, muss so etwas erleben. Pfui Teufel!
Die Fahreinnahmen für den Weg von Tempelhof nach Selchow kann sie abschreiben, denn leider fehlen die Personalien des Fahrgastes. Mangels Zeugen kann auch keine Anzeige gegen die LDS – Rowdies erstattet werden. Bleibt alleine der Frust.
Nicht alle Schönefelder Taxifahrer denken und agieren so, wie oben geschildert. Ich weiß, dass viele von dem Vorfall auch betroffen sind. Mittlerweile habe ich darüber mit dem LDS -Fahrer gesprochen, der die Kollegen dort gewerkschaftlich organisiert. Auch er fand keine Worte für dieses Verhalten und kündigte Wiedergutmachung an.
Wir hoffen sehr, dass dort nur eine Gruppe Zurückgebliebener aktiv war, die nicht repräsentativ ist für die LDS – Fahrer. Mit solchen Leuten ist eine Zusammenarbeit, die von der Politik ja gewünscht ist und wofür wir als Gewerbevertreter nach Lösungen suchen, definitiv nicht möglich. Auch nicht im geringsten Maße. Solche Leute lehnen wir ab, die haben in der Personenbeförderung nichts zu suchen und sind eine Gefahr für Kundschaft und Kollegen, für den Ruf unseres Gewerbes und unserer Stadt.
Sollte es tatsächlich aber nur ein Haufen Deppen sein, darf man nicht wieder das ganze Gewerbe beschmutzen, so, wie wir das in den letzten Jahren in Berlin erlebt haben. Im Gegenteil: wir müssen versuchen, diese Leute aus dem Gewerbe auszuschließen. Wie diese Leute ausfindig zu machen sind und welche gerechte Strafe sie erhalten, dafür ist in diesem Fall der Landkreis LDS zuständig.
Dieser Vorfall ist für uns aber auch ein weiterer Beweis dafür, dass die Ausbildung des Taxifahrpersonals insgesamt ungenügend ist. Um den Beruf ausüben zu können, muss von den Fahrern ein Minimum an Erscheinungsbild, Benehmen und Auftreten erwartet werden (sowohl gegenüber Kunden, als auch Kolleg/inn/en gegenüber). Sie müssen fähig sein, ein Gespräch mit den Kunden zu führen und müssen natürlich wissen, wo es lang geht (auch ohne Navi).
Vergleichbare Vergehen müssen von uns festgehalten werden, wenn wir davon Zeuge werden. Hier ist unser Verantwortungsbewusstsein für unser Gewerbe gefragt, dass wir uns in solchen Situationen die Zeit nehmen, eine Anzeige zu machen und Zeugen zu notieren. Und von unserer Ordnungsbehörde erwarten wir harte Strafen. Entzogene Führerscheine zur Fahrgastbeförderung oder der Entzug von Konzessionen sind die einzig wirkungsvollen Mittel gegen solche Typen und für die Gesundung unseres Gewerbes.
Wir sind alle gespannt wie das ausgeht. Wir werden Euch informieren, wenn wir wissen, welche Strafe die Machos erhalten, falls sie überhaupt bestraft werden. Herr Hartfelder wird sich mit Sicherheit darum kümmern, dass so etwas niemals mehr vorkommt.
Ertan Ucar