Jetzt scheint es amtlich: nach Monaten wilder Spekulationen über mögliche Unplausibilitäten in der Abrechnung des TVB im Zusammenhang mit der Vereinnahmung von Gebühren für die Ortskundeprüfung (OKP) bringt nunmehr die Veröffentlichung des aktuellen Geschäftsberichtes der „Innung“ zumindestens ein wenig Licht in den Nebel wabernder Gerüchteschwaden. Der TVB hat hiernach einen erheblichen Fehlbetrag an vereinnahmten Gebühren zu vertreten; den hieraus entstandenen Schaden soll Detlev Freutel gegenüber der „Innung“ vor deren Rechtsanwälten anerkannt haben. Zugleich soll der TVB einen Großteil des der Innung entstandenen Schadens bereits erstattet haben.
Natürlich zeigt sich der Vorstand des TVB von den vermutlich seit dem Jahr 2005 laufenden „Unregelmäßigkeiten“ überrascht und ist – wie nicht anders zu erwarten – „um Aufdeckung bemüht“, bisher aber ohne sichtbaren Erfolg. Wie im Kampf gegen die Schwarzarbeit gibt sich Freutel, als „brutalstmöglicher Aufklärer“, der von Machenschaften im eigenen Laden natürlich nichts wusste. Vergleiche mit dem hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch im Prozess um die Parteispendenaffäre der CDU im Jahre 2010 werden erlaubt sein.
Dumm nur, dass dieser Aufklärung Auflösungstendenzen von Vorstand und Verein entgegenstehen. Freutel selbst ist seit Wochen von der Bildfläche verschwunden und nicht erreichbar; angeblich leidet er am „Burnout - Syndrom“. Das langjährige Vorstandsmitglied des TVB, Herr Gatowski hat sich rechtzeitig ins Private zurückgezogen Der Schatzmeister gibt sich als Sportreporter und fordert alle und jeden auf, „den Ball flach zu halten“.
Viele Fragen bleiben derzeit offen, vor allem, wie reagieren jetzt die TVB - Mitglieder? Eines wissen wir schon jetzt: nach Bekanntwerden dieses Skandals rennen dem TVB die noch verbliebenen Mitglieder in Scharen davon. Allein am Donnerstag, den 29.09.2011 sollen mindestens drei Mitglieder, davon zwei Mehrwagenbetriebe mit etlichen Konzessionen gekündigt haben.
Eigentlich geht uns als TaxiDeutschland das Ganze nur am Rande etwas an. Als Gewerbevertretung, die wir uns für das gesamte Gewerbe verantwortlich fühlen, können uns die Vorgänge beim TVB jedoch nicht gleichgültig sein.
Wir erinnern uns noch gut daran, mit welcher Akribie wir von der Senatsverwaltung und vom LaBO „durchleuchtet“ wurden, bevor wir in das Anhörverfahren aufgenommen wurden. Das war zwar recht beschwerlich, gab uns jedoch die Gelegenheit, sämtliche Diffamierungen, besonders aus der Ecke des TVB zu widerlegen. Und diese Erfahrung gibt uns schließlich auch das Recht, Fragen zu stellen, nämlich „Wie gehen unsere Senatsverwaltung und das LaBO mit einem solchen „Partner“ im Anhörverfahren um?“ Und „Ist dieser Verein noch in der Ortskundeprüfungskommisssion tragbar?“
Um im Anhörverfahren beteiligt zu werden, muss ein neuer Verein nachweisen, dass er mindestens fünf Prozent der Berliner Taxiunternehmen vertritt (zurzeit also wenigstens 170 Berliner Taxiunternehmer). SenStadt hat seinerzeit deutlich gemacht, dass diese Prüfung nur bei der Aufnahme eines neuen Vereines gemacht werde. Wer bereits „drin“ sei, würde nicht noch einmal geprüft, weil die im Laufe der Jahre gezeigte „Kompetenz und Zuverlässigkeit“ alleine genügten, um im Anhörverfahren beteiligt zu bleiben. Genau an diesen beiden Attributen kommen beim TVB nun aber große Zweifel auf: entweder ist die Vereinsführung nicht kompetent und professionell genug, Fehlbeträge in dieser Größenordnung zu entdecken, oder aber sie ist an irgendwie gearteten Manipulationen beteiligt. In beiden Fällen hat sie sich selbst disqualifiziert und ist damit alles andere als „zuverlässig“ und „kompetent“. Eine Überprüfung des TVB durch SenStadt und LaBO ist u. E. unvermeidlich.
Noch im Januar 2011 verbreitete die Nachrichtenagentur „dapd“ zu angeblichen „Betrügereien in Milliardenhöhe bei Taxiunternehmen“ die folgende Erklärung: „Der Vorstand des Taxiverbands Berlin-Brandenburg, Detlev Freutel, erklärte dazu, er gehe davon aus, jeder zweite Euro werde schwarz eingesteckt.“ Zur selben Zeit „ermittelte“ bereits die „Innung“ gegen den TVB und der Vorstand des TVB wusste davon. Während Freutel darüber referierte, wie „betrügerische Taxiunternehmer (…) Schichtzettel, Servicerechnungen und Tankquittungen verschwinden (ließen)“, sollen in seinem eigenen Verein, mit oder ohne sein Wissen, Quittungen verschwunden und Kassenbücher manipuliert worden sein.
Am 20.09.2011 veröffentlichte das Hamburger TAXI MAGAZIN unter der Überschrift „HANSA: Lohse war Kontrolleur der Schwarzen Kassen“ einen Bericht über den Prozess gegen Hamburgs größte Taxenvermittlung und über die Rolle des aktuellen Vize-Chefs Thomas Lohse, „der erst zugab, früher die Buchhaltung der ‚Schwarzen Kassen’ selbst geprüft zu haben und dann die weitere Zeugenaussage verweigerte“ (http://taxi-magazin.de/taxi/topics/hansa-lohse-war-kontrolleur-der-schwarzen-kassen.php).
Ist dieser Herr Lohse nicht derselbe, der im Herbst 2008 auf einer Generalversammlung des TVB flammende Worte wider die Schwarzarbeit und den Steuerbetrug gefunden hatte? Und war dies nicht auch derselbe Herr Lohse, der den staunenden Mitgliedern vom Vorsitzenden Freutel als Experte für Steuerbetrug, Schwarzarbeit und Fiskaltaxameter wärmstens ans Herz gelegt wurde? Vielleicht sollte der TVB - Vorstand die erfolgreiche Zusammenarbeit mit diesem Experten mal etwas näher darstellen. Für Bibeltreue: „Sage mir mit wem Du umgehst, dann sage ich Dir, wer Du bist.“
Auch dem sportlichen Wettkampf, den ich dem TVB-Vorsitzenden Detlev Freutel im Februar 2011 anbot, nachdem dieser unser Gewerbe mal wieder öffentlich in den Schmutz gezogen hatte, ist Freutel bis heute ausgewichen. Er war und ist offensichtlich nicht bereit, in einer Veröffentlichung der Geschäftsergebnisse beider Taxibetriebe zu klären, wo manipuliert und wo ehrlich gewirtschaftet worden sei.
Alles zusammen genommen, es wachsen die Zweifel an der Tragbarkeit des Herrn Freutel, insbesondere in seiner Funktion eines Unternehmervertreters. Das letzte Wort hierüber haben jedoch nicht wir sondern vor allem die (verbliebenen) TVB – Mitglieder. SenStadt und LaBO sind aufgerufen, den Zweifeln an der weiteren Tragbarkeit des TVB in Gänze nachzugehen. Denn letztlich wird durch die Machenschaften solcher Vereine der Ruf des Taxigewerbes und somit aller Taxiunternehmer massiv beschädigt.
Stephan Berndt.